Oftmals werde ich gefragt, ob ich mal schnell nebenbei einen Tipp geben kann. Klar, der Wunsch nach Spontanheilung ist weit verbreitet. Halten Beschwerden länger an, ist es dringend erforderlich, die Gesamtsituation zu hinterfragen. Apropos Schmerz, er zeigt uns an, dass der Organismus kämpft. Führt er diesen Kampf allerdings gegen die Mühlen der Gewohnheit, kann die Sache schon mal chronisch werden. Es ist wichtig, die Zeichen richtig zu deuten. Umsonst hat die Natur dieses komplexe Geschehen nicht eingerichtet.
Ihn als reinen Schadensmelder zu betrachten, reicht keineswegs aus. Der Wunsch liegt natürlich nahe, dieses qualvolle Übel schnellstmöglich loszuwerden. Betrachten wir den Schmerz als Warnsignal ist das zunächst ein konstruktiver Gedanke. Dieser macht vor allem dann Sinn, wenn wir einen Weg aus dem Dilemma für uns entdecken.
Neben dem sinnvollen Einsatz von Medikamenten können wir auf unsere Selbstheilungskräfte vertrauen. In unserem Blut sind viele Bestandteile zur Regeneration von Gewebe enthalten. Allein schon durch ruhige Bewegungen aktivieren wir die Durchblutung. Wir nutzen sozusagen unsere hauseigene Apotheke.
Mal angenommen unsere menschliche Natur ist nicht durch Faulheit, sondern durch ein gesundes Bewegungsbedürfnis geprägt. Treten in unserem Organismus nun aber Verletzungen oder funktionelle Störungen auf, hemmt der Schmerz unsere Bewegung. Es soll verhindert werden, dass größerer Schaden entsteht. Solange die Wunden heilen, wird unsere Bewegung also in einem bestimmten Maße beeinträchtigt.
Betäuben wir ihn gänzlich, besteht die Gefahr einer Täuschung. Die Illusion einer Heilung hebt den sinnvollen Schutz auf. Der mentale Umgang mit unangenehmen Empfindungen, verändert naturgemäß unsere Aufmerksamkeit. Die innere Wahrnehmung und Achtsamkeit veranlasst uns zu bestimmten Ausweichmanövern. Mit ihnen lotsen wir uns aus der misslichen Lage. Dies kann man durchaus als körperliche Intelligenz betrachten. Haben wir darin Erfolg und werden wieder gesund, entsteht daraus eine wertvolle Erfahrung.
Schmerzen zu verstehen ist nicht leicht. Bei gewohnheitsbedingten Fehlbelastungen, die sich in der Haltung und Bewegung niederschlagen, sind die Ursachen nicht sofort ersichtlich. Darum ist es ratsam, auch bei den kompliziertesten Schmerzzuständen erstmal tief durchzuatmen.
Diagnosen sind in unserem alltäglichen Gebrauch eher Schadensberichte. Versicherungstechnisch notwendig ist eine Aufzählung von Symptomen. Sie erklären jedoch nicht ausreichend den Zusammenhang funktioneller Störungen, die letztendlich zu körperlicher Degeneration geführt haben. Modernes Schmerzmanagement bedeutet, aus der differenzierten Untersuchung und Interpretation der Schmerzen, Erkenntnisse herzuleiten.
Oftmals liegt die Kunst der Medizin gerade in der gemeinsamen Lösungs-findung. Es gibt Ärzte und Therapeuten, die gerne miteinander kommunizieren, um sich interdisziplinär abzustimmen. Das erfordert eine gute Koordination zwischen allen Beteiligten. Betrachten Sie sich als mündigen Patienten, bestimmen Sie mit. Ihre Intuition ist ein unverzichtbarer Wegweiser für jeden Experten. Die Ursachen für Schmerzen sind ganz unterschiedlicher Natur. Somit ergeben sich auch diverse Klassifikationen. Sowohl die medizinischen Fachbereiche als auch die Alternativmedizin nehmen dabei verschiedene Perspektiven ein. Meine physiotherapeutische Hilfe schafft Selbstvertrauen. Der Schmerz ist nicht Ihr Feind, den es auszumerzen gilt. Er ist einfach Ihre Notbremse.